Was sich hinter den jüngsten Schlagzeilen verbirgt
Seit etwa 12 bis 18 Monaten wird das Thema gefallene Engel heiß diskutiert. Anleger in den USA und Europa machen sich offenbar große Sorgen um den Markt für BBB-Anleihen und sein Volumen.
In der letzten Zeit scheint die Zahl der gefallenen Engel zuzunehmen und einige große, allseits bekannte Namen haben kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Der bekannteste unter ihnen ist Kraft Heinz. Bei ihm handelt es sich um den zweitgrößten jemals herabgestuften Emittenten und den größten in den Industrieländern. Übertroffen wurde er auf globaler Ebene unlängst nur von Petrobras. Inzwischen beobachten wir eine deutliche Bewegung aus dem Investment-Grade- in den High-Yield-Bereich.
Da dies Kunden offenbar stark beschäftigt, haben wir beschlossen, unsere Einschätzung der aktuellen Lage mit ihnen zu teilen. Denn nicht nur Kraft Heinz, auch Renault SA könnte es treffen. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass seine Anleihen Anfang des [nächsten] Monats in die Hochzinsindizes wandern.
Herabstufungen gab es auch bei Unternehmen wie Macy's, das sich ebenfalls unter die gefallenen Engel einreihen könnte. Und Anfang des Jahres war da noch Atlantia (Autostrade), das Gefahr lief, seine Lizenzen zum Betrieb von Mautstraßen zu verlieren. Auch das zog eine Herabstufung in das Hochzinssegment nach sich.
Ein Blick hinter die Schlagzeilen
Wir möchten hier jedoch hervorheben, was wir wirklich am Markt sehen. Denn tatsächlich halten sich die Auswirkungen auf den breiteren Markt bisher eher in Grenzen. Wenn wir etwas genauer hinschauen, wird deutlich, dass es immer noch mehr aufgehende Sterne — also Firmen, die vom High-Yield- in den Investment-Grade-Bereich wandern — als gefallene Engel gibt. Letztere sind Emittenten, die von Investment Grade auf High Yield herabgestuft wurden. Der technische Aspekt, dass der High-Yield-Markt mit neuem Angebot überschwemmt werden könnte, spielt derzeit keine große Rolle, ganz im Gegenteil.
Günstige technische Bedingungen auf dem US-High-Yield-Markt
Auf dem US-Hochzinsmarkt stellt sich die technische Situation derzeit nach dem Zusammenschluss von Sprint und T-Mobile günstig dar. Im Anschluss daran haben sich die Spreads des großen High-Yield-Emittenten Sprint deutlich verengt, da sein Kreditrisiko de facto gesunken ist. Das hat auch andere Hochzinspapiere für US-High-Yield-Anleger wieder interessant gemacht.Wenn man dann noch berücksichtigt, dass es immer noch mehr aufgehende Sterne als gefallene Engel gibt, ist die Unterstützung von der technischen Seite weiterhin recht gut.
Droht ein plötzlicher deutlicher Anstieg der Herabstufungen in das High-Yield-Segment?
Die Frage lautet: Wie viele Engel werden noch abstürzen? Erleben wir gerade den Beginn eines Trends vermehrter Herabstufungen in den Hochzinsmarkt? Derzeit gibt es eine Handvoll Emittenten, die wir sehr genau beobachten müssen.
Mit der Herabstufung von Ford würde ein weiterer sehr großer Engel abstürzen. Erwähnt haben wir bereits Macy’s, dem das gleiche Schicksal drohen könnte. Aber wenn wir uns den Anteil des BBB-Marktes in den USA ansehen, der wegen einer möglichen Herabstufung auf der Beobachtungsliste steht, dann ist der eher gering. Wir halten dies daher nicht für den Auftakt einer Herabstufungswelle in den High-Yield-Markt.
Welche Strategie verfolgen wir in Anbetracht der jüngst gefallenen Engel?
Welche Maßnahmen ergreifen wir auf Portfolioebene nach den jüngsten Herabstufungen? Wir schauen uns die einzelnen Situationen ganz genau an und prüfen, ob sie für eine Anlage im High-Yield-Bereich infrage kommen könnten.
Bei Kraft Heinz, das sich für eine Dividendenkürzung und damit gegen sein Investment-Grade-Rating entschieden hat, sind wir nach wie vor vom Geschäftsmodell überzeugt. Es macht den Emittenten für uns interessant, auch wenn ein großer Teil seiner Anleihen lange Laufzeiten von bis zu 30 Jahren aufweist.
Oder schauen wir uns andere Beispiele wie Renault an, dessen operative Gesellschaft aus der besten Ratingkategorie verstoßen werden könnte. Aus unserer Sicht ist die Lage für Renault viel heikler. Die Autoindustrie steht mit der Umstellung von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf Elektrofahrzeuge vor einem Umbruch. Bei Renault geht es vor allem um Kleinwagen, bei denen die ohnehin niedrigen Margen noch schwerer zu halten sind, wenn der Umstieg auf E-Autos kommt.
Aus fundamentaler Sicht sehen wir bei Renault SA also kein großes Potenzial als gefallener Engel, wohingegen ein Emittent wie Kraft Heinz durchaus Chancen bietet.
Anmerkung:
Die Bezugnahme auf einzelne Unternehmen oder Wertpapiere dient lediglich Informationszwecken und stellt keine Empfehlung zu deren Kauf oder Verkauf dar.