Einleitung
Wir sind uns bewusst, dass die berufliche und persönliche Unsicherheit für Sie aktuell größer ist denn je. Wir wünschen Ihnen alles Gute für diese schwierige Zeit.
Welche Veränderungen gibt es in den Portfolios?
Wir erläutern Ihnen jetzt, was in den Hochzinsportfolios geschieht. In Bezug auf das Beta waren wir relativ vorsichtig und haben das Beta gemessen an der Kennzahl DTS (Duration Times Spread) bei knapp über 90% belassen. Allgemein haben wir die Liquidität des Fonds durch außergewöhnlich hohe Barbestände aufrechterhalten. Daneben haben wir versucht, einige Risikobereiche in Marktsegmenten zu reduzieren, die unserer Meinung zufolge etwas stärker betroffen sind. Im Energie- und Gamingsektor haben wir uns beispielsweise bemüht, das Risiko in dieser schwierigen Phase etwas zu verringern. Denn wir haben es hier aktuell mit zwei Einflussfaktoren zu tun. Zum einen mit dem Coronavirus und zum anderen dem Ölpreiskrieg, der parallel stattfindet. Diese Krise unterscheidet sich daher etwas von anderen, da zwei relativ exogene Faktoren auf unseren Markt einwirken.
Was beobachten wir gerade?
Was beobachten wir also gerade? Beim Virus müssen wir abwarten, bis hoffentlich vor allem in einigen Industrieländern ein Höhepunkt bei den Infektionsraten erreicht wird. In einigen Regionen Chinas ist dies zwar bereits geschehen, aber der Höhepunkt muss allgemein in den Industrieländern und auch weltweit erreicht werden, bevor der Markt zusehen kann, wie das Virus in Richtung Sommer langsam abklingt. Daneben hatte auch der Ölpreis erhebliche Auswirkungen auf den Markt, sodass jede Erholung des Ölpreises oder jeder sich abzeichnende Ausweg aus dem Preiskrieg einen Positiveffekt hätte. Der dritte Faktor wäre wahrscheinlich die Bewertungen. Irgendwann könnten die Abflüsse bewirken, dass die Bewertungen ein übermäßiges Abwärtsrisiko einpreisen. Wir wissen aber nicht genau, ob dies gerade jetzt der Fall ist. Der letzte Faktor sind die Schritte der verschiedenen Regierungen und die geldpolitische Stimulierung, die sich abzeichnet. Sie wird sich möglicherweise ebenfalls auswirken. Momentan werden diese Maßnahmen jedoch wegen der Reduzierung von sozialen Kontakten kaum Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Dies wird sich sicher ändern, sobald das Social Distancing sich mit Blick auf die Eindämmung des Virus sichtbar auswirkt.
Kurzfristiger Ausblick
Wir beurteilen die Aussichten vorsichtig optimistisch. Das größte Risiko sind möglicherweise weitere Mittelabflüsse. Daher achten wir auf den Erhalt der Liquidität innerhalb der Fonds, behalten eine höhere Cash-Position und stellen sicher, dass wir bei eventuellen Abflüssen die Diversifizierung der Fonds beibehalten, indem wir anteilig mit Portfoliopositionen handeln, um das Risikoniveau stabil zu halten.
Was machen wir weiter wie bisher?
Wir halten absolut an unserer Philosophie fest, von der wir nach wie vor überzeugt sind: dies dürfte eine wirklich ausgezeichnete Zeit für aktive Manager sein, um Marktineffizienzen auszunutzen. Außerdem halten wir diszipliniert an unserem Prozess fest, mit dem wir in der Vergangenheit so viele Krisen bewältigt haben.
Was machen wir anders?
Aber was machen wir anders? Dies ist natürlich eine etwas andere Situation. Ich mache gerade zum ersten Mal ein Video von zu Hause aus. Wir müssen den Business Continuity und den Split Operations Plan anwenden, um sicherzustellen, dass wir unsere üblichen Geschäfte so effizient wie möglich fortsetzen können. Das gelingt uns extrem gut, da wir diese Funktionstrennung geübt haben. Auf diese Weise können unsere Mitarbeiter ihre täglichen Aufgaben erledigen und sicherstellen, dass ihre Portfolios ein angemessenes Risiko beinhalten.
Allerdings haben wir die Kommunikation verstärkt. In Zeiten wie diesen ist die Kommunikation umso wichtiger, auch wenn es eine Herausforderung ist, wenn wir statt der täglichen Meetings deutlich häufiger Telefonkonferenzen abhalten. Nehmen wir beispielsweise die normalerweise monatlichen Top-Down-Meetings zur Beta-Positionierung mit allen Portfoliomanagern des Teams für Unternehmensanleihen. In der Regel treffen wir uns jeden Monat. Aktuell findet dreimal pro Woche eine Telefonkonferenz statt, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter weltweit eingebunden sind, alle Einschätzungen zusammenkommen, um mögliche Hinweise für Marktveränderungen zu erkennen. Das ist momentan extrem wichtig. Außerdem verbessern wir auch die Kommunikation zwischen Portfoliomanagern und Analysten. In den letzten Tagen und Wochen haben wir zudem viele Sektoren mehr oder minder ausführlich unter die Lupe genommen, da wir fest davon überzeugt sind, dass die Kommunikation in diesen Tagen nicht ausführlich genug sein kann.
Wie steuern wir die Liquidität?
Die Liquidität spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Wir verstehen voll und ganz, dass dies derzeit eine der Hauptsorgen für unsere Kunden ist.
Was tun wir gerade für die Liquidität? Zunächst einmal stellen wir sogar bei Mittelabflüssen sicher, dass unsere Portfolios dasselbe Risikoprofil aufweisen und wir eine Vielzahl von Positionen handeln, um die Liquidität und Barmittel zu schonen. Außerdem achten wir auf Diversifizierung, aber auch auf die Risikoniveaus. Die Handelskosten sind auch gestiegen. Wir reduzieren also im Grunde unsere Handelsaktivitäten auf das unbedingt nötige Maß und halten das Risiko auf dem von uns für angemessen erachteten Niveau. Wir führen also beispielsweise eine Vielzahl kleinerer Transaktionen durch. Das hat zwei wichtige Vorteile. Erstens verbessert sich bei kleineren Transaktionen die Ausführung mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Bewertungsniveaus, da der Handel großer Volumen einer der Hauptgründe für den kürzlich beobachteten Liquiditätsrückgang ist. Der zweite Vorteil ist, dass sich das Ausführungsrisiko verringert, also die Wahrscheinlichkeit, dass eine Transaktion nicht zum besten Preis ausgeführt wird. Wenn das bei einer großen Transaktion geschieht, kann es einen potenziellen Negativeffekt auf das Portfolio haben. Bei einer Vielzahl von Transaktionen mit mehreren Positionen sinkt dieses Risiko jedoch, da das potenzielle Ausführungsrisiko gestreut wird.
Sind „Fallen Angels“ ein Risiko oder eine Chance?
Das Risiko im Zusammenhang mit den „Fallen Angels“ ist wieder ein Thema, da die Wachstumsverlangsamung die Herabstufung einiger BBB-Anleihen am Hochzinsmarkt systematischer als bisher beeinflussen könnte. Das Beachtliche an der bevorstehenden Rezession ist, dass sie sich wahrscheinlich von früheren insofern unterscheiden wird, als sie deutlich stärker ausfallen könnte. Daneben könnte sie aber auch kürzer als andere Rezessionen in der Vergangenheit ausfallen. Das liegt daran, dass das Virus ein rein exogener Schock ist. Sobald er vorbei ist, wird daher voraussichtlich eine kräftige Erholung einsetzen.
Dabei wird es spannend sein, wie lange die Rating-Agenturen abwarten werden, ob einige Unternehmen dazu in der Lage sind, diese Phase und diese Unsicherheit zu überstehen, bevor sie die Titel von Investment Grade auf High Yield herabstufen. Wir sind uns dieses Risikos jedoch vor allem im US-Energiesektor absolut bewusst, wo ein großer Teil der BBB-Anleihen auf Hochzinsniveau herabgestuft werden könnte. Für uns bieten nicht alle aber viele Fallen Angels jedoch eine Chance, um zusätzliches Risiko einzugehen. Ein weiterer wichtiger Faktor besteht im Moment darin, dass die am Markt langsam erkennbaren Bewertungsniveaus bedeuten, dass sich bei einigen dieser Fallen Angels für High-Yield-Fonds aber auch für Investment Grade Fonds in Zukunft großartige Kaufgelegenheiten bieten.