Jeremiah Buckley: Der starken Performance an den Aktienmärkten im zweiten Quartal lag eine ganze Reihe von Faktoren zugrunde. Erstens haben wir bei den Auswirkungen der Pandemie eine gewisse Stabilisierung erlebt, die eine Reihe von Staaten und Ländern bewogen hat, ihre Wirtschaft langsam wieder zu öffnen. Zudem gab es ernstzunehmende Fortschritte bei Behandlungen und der Forschung an Impfstoffen, welche die Schwere dieser Viruserkrankung beeinflussen und uns damit die Möglichkeit geben könnten, die Wirtschaft weiter hochzufahren. Wir erlebten außerdem fiskalische und geldpolitische Stützungsmaßnahmen in nie dagewesenem Umfang. Diese haben im Quartal zu einer Stabilisierung der Wirtschaft beigetragen, wodurch sich die Rahmenbedingungen für riskantere Anlagen wie Aktien deutlich verbessert haben.
Einer der Faktoren, die sich noch verbessern müssen, damit sich die Wirtschaft weiter erholt, ist das Vertrauen auf Verbraucher- und Unternehmerseite. Die Verbraucher müssen Vertrauen haben, um Ausgaben tätigen zu können, um wieder auszugehen und um wieder zu reisen. Die Unternehmen müssen sich weiter darauf konzentrieren, ihr Beschäftigen zurückzuholen, zu investieren und langfristig zu wachsen. Der wichtigste Faktor ist dabei natürlich weiterhin die Eindämmung des Virus und unsere Fähigkeit, die Wirtschaft auf sichere Weise wieder hochzufahren.
Einer der Faktoren, die sich negativ auswirken könnten und die wir im Auge behalten müssen, ist die Umstellung von Arbeitskräften auf neue Beschäftigungsformen. Die großen, dauerhaften Veränderungen in der Funktionsweise der Wirtschaft haben einen Teil der Arbeitskräfte entwurzelt. Wir müssen sicherstellen, dass dieser Teil umgeschult und in anderen Bereichen der Wirtschaft eingesetzt wird, sodass wir die Arbeitslosenquote wieder auf das Niveau von vor der Pandemie senken können. Ein weiterer Risikofaktor, den wir beobachten müssen, sind die geopolitischen Spannungen. Wir müssen weitere Fortschritte im Handel und der Wiedereröffnung der Weltwirtschaft machen. Wenn es hier Rückschläge gibt, könnte dies den Konjunkturaufschwung verlangsamen.
Ein weiterer positiver Faktor für Anleger und Märkte ist das noch immer hohe Maß an Liquidität im Markt. Zum einen haben die Verbraucher viel mehr Geld in Bankeinlagen geparkt, aber auch die Unternehmen sitzen aufgrund der massiven Anleihenemissionen aus dem ersten Halbjahr auf großen Mengen an Liquidität. Die Anleihenemissionen haben Rekordniveau erreicht, sodass die Kassen dieser Unternehmen prall gefüllt sind. Wenn sie dieses Geld wieder ins eigene Unternehmen oder vielleicht auch in Fusionen und Übernahmen investieren, würde dies dem Konjunkturaufschwung zugutekommen.
Durch die Pandemie haben bestimmte wirtschaftliche Themen an Bedeutung gewonnen, andere sind so wichtig wie eh und je. Die Ausgaben im E-Commerce sind gestiegen, weil mehr Menschen von zuhause aus einkaufen. Dadurch dürften die E-Commerce-Anbieter innerhalb weniger Monate ihren Marktanteil so stark gesteigert haben wie sie es sonst vielleicht in drei Jahren getan hätten. Dies wirkt sich noch auf ein weiteres Thema aus, nämlich die Umstellung auf elektronische Zahlungen. Ausgaben im E-Commerce werden über Kreditkarten getätigt, und die Umstellung von Bar- und Scheckzahlungen auf elektronische Zahlungen wurde dadurch wirklich beschleunigt. Das Zahlungsvolumen ist natürlich auch durch die Gesamtausgaben beeinflusst, aber unserer Einschätzung nach hat dieses Thema einen Schub erhalten. Ein weiteres Thema, das infolge der Pandemie in den Vordergrund getreten ist, ist die Notwendigkeit stetiger Investitionen in Forschung und Entwicklung im Gesundheitssektor.
Wir sind mit Sicherheit in einer Phase, in der wir weiter in Diagnosemethoden investieren müssen. Wir müssen weiter in die Erforschung von Behandlungen und in Impfstoffprogramme investieren, und diese Investitionen sind unter den aktuellen Bedingungen noch wichtiger geworden. Und wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren eine ganze Reihe von Unternehmen im Gesundheitssektor, die in Forschung und Entwicklung investiert haben, weiter investieren und von diesen Trends weiter profitieren werden.
Vor diesem Hintergrund sehen wir auch eine Fortsetzung der beispiellosen Nachfrage nach Netzwerk- und Datennutzung. Wir haben an den Aktienmärkten Chancen für Anlagen in Unternehmen ausgemacht, die diese Trends bedienen – Ausrüstungsanbieter, aber auch Hosting-Unternehmen und Anbieter von Cloud-Diensten, die in einem Umfeld wie diesem, wo die Menschen im Home Office arbeiten oder Home Schooling stattfindet, wichtiger denn je geworden sind.
Der letzte Trend, den ich ansprechen möchte, ist die Bedeutung des Zuhauses. Die Menschen geben mehr für ihr Zuhause aus, um sicherzustellen, dass sie für Home Office und Home Schooling gerüstet sind. Sie investieren aber auch in Unterhaltung. All dies hat zur Folge, dass mehr Zeit und Geld für Verbesserungen in den eigenen vier Wänden ausgegeben wird. Davon profitieren Unternehmen, die in direkte Verbraucherbeziehungen investiert haben und über entsprechende Vertriebskapazitäten verfügen. Die zusätzliche Nachfrage, die dadurch entsteht, dass die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen, kommt ihnen zugute.