Absolute Return: Bereit für ein unsicheres Umfeld in 2023
In diesem Investmentausblick für 2023 beleuchtet Portfoliomanager Luke Newman die Risiken und Chancen für Absolute-Return-Anlagen nach einem für die globalen Märkte wahrhaft schwierigen Jahr, das von Inflationsdruck, steigenden Zinsen und einer Wachstumsverlangsamung geprägt war.
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Zentrale Erkenntnisse:
- Angesichts der enormen makroökonomischen Unsicherheit scheint die Marktvolatilität kurzfristig anzuhalten, doch die derzeit soliden Bilanzen lassen erwarten, dass viele Unternehmen gut aufgestellt sind, um diese Phase zu bewältigen.
- Ein solches Umfeld dürfte auf beiden Seiten des Anlagebuches eine Vielzahl von Chancen schaffen, wobei die Erwartung höherer Kosten und einer potenziell schwächeren Nachfrage bereits eingepreist ist.
- Nach einer sowohl für Aktien als auch für Anleihen schwierigen Phase an den Finanzmärkten betrachten wir Absolute Return als nützlich für die Diversifizierung der Anlagen.
Wie würden Sie das Jahr 2022 zusammenfassen?
Das Jahr 2022 aus der Perspektive von Absolute-Return-Strategien zusammenzufassen, ist schwierig – abgesehen davon, dass es enorme Volatilitätsschübe gegeben hat. Die Inflationszahlen fielen stets höher aus als erwartet. Sowohl die Anleihe- als auch die Aktienmärkte erlitten enorme Kursverluste. Die einzigen Anlageklassen mit einer positiven Performance waren die sehr engen Marktsegmente des Energiesektors und vielleicht der US-Dollar.
In diesem Umfeld bieten Absolute-Return-Anlagen den Vorteil, dass sie in den Portfolios der Anleger als Stoßdämpfer fungieren, der versucht, die Verluste etwas abzumildern und das Kapital (potenziell) zu erhalten, und den Anlegern dadurch erlaubt, künftigen – und hoffentlich besseren – Marktphasen entgegenzusehen.
Was sind Ihre Erwartungen für 2023?
Mit Blick auf das Jahr 2023 und das Spektrum möglicher Anlagechancen ist es ratsam, sich auf eine Rezession vorzubereiten. Es ist unwahrscheinlich, dass dieser Konjunktureinbruch besonders stark ausfällt. Doch er dürfte sowohl für Long- als auch für Short-Positionen eine Vielzahl von Chancen bieten. Auf der Short-Seite ergeben sich zweifellos Auswirkungen auf die Nachfrage, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den privaten Haushalten.
Der andere Schwerpunkt ist die Kostenbasis. Natürlich verfügen die meisten Unternehmen in gewissem Umfang über Absicherungsstrategien, doch ein erhöhter Kostendruck ist auch 2023 sehr wahrscheinlich.
Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten: An den Aktienmärkten sind die Bewertungen erheblich gesunken, und die Unternehmensbilanzen, die in dieser Phase des Konjunkturzyklus normalerweise unter Druck geraten würden, sind sehr solide. Viele Unternehmen haben ihre Bilanzstruktur verbessert. Und diejenigen, die größere Schwierigkeiten hatten, nutzten die Anfangsphase der Pandemie, um zusätzliche Mittel zu beschaffen und ihre Bilanzen zu stärken. Die Aufwärtsrisiken wiegen die Abwärtsrisiken bis zu einem gewissen Grad auf – nicht unbedingt in der Wirtschaft oder der realen Welt, aber schon eher an den Aktienmärkten.
Was ist das größte Risiko, das an den Märkten unterschätzt wird?
Mit Blick auf das Jahr 2023 bin ich versucht zu sagen, dass das Aufwärtsrisiko unterschätzt wird. Angesichts der sehr beängstigenden Meldungen zur Wirtschaftsentwicklung mag dies seltsam klingen. Doch wie ich schon erwähnt habe, sind diese schlechten Nachrichten in den Bewertungen etlicher börsennotierter Sektoren und Unternehmen bereits zu einem großen Teil eingepreist. Die Marktteilnehmer haben begonnen, sich über alle möglichen Probleme Sorgen zu machen.
Wir befinden uns nicht in den 1970er-Jahren. Eine durch den Inflationsdruck ausgelöste Kostenspirale ist nicht zu verzeichnen. Wir befinden uns auch nicht in den späten 1980er-Jahren, als der Konsumsektor von einer wirklich schlimmen Rezession erfasst wurde. Einige Branchen haben derzeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen, doch die meisten Haushalte haben während der Lockdowns Ersparnisse gebildet und befinden sich zu Beginn dieser Rezession in recht guter Verfassung. Auch mit der globalen Finanzkrise von 2007 bis 2008 ist die aktuelle Situation nicht zu vergleichen. Da die Bilanzen der Unternehmen solide sind, werden wir kaum das Ausmaß an Kapitalerhöhungen und -verwässerungen erleben, das damals notwendig war, um die Rezession zu bewältigen.
Auch wenn dies nicht in Mode ist, halten wir daher an einer ausgewogenen Positionierung fest und achten sowohl auf Abwärts- als auch auf Aufwärtsrisiken. Wodurch könnten zusätzliche Abwärtsrisiken entstehen? Ein weiterer geopolitischer Konflikt, etwa in China oder im Nahen Osten, würde uns Sorge bereiten. Warum? Weil ich denke, dass dann die Lieferketten erneut unter Druck geraten würden, und wahrscheinlich würde sich das Energieangebot weiter verknappen. Dies könnte die Entwicklung wieder zurückwerfen.
Warum sollten Anleger 2023 auf „Absolute Return“ setzen?
Anlegern, die Absolute Return in Betracht ziehen, würde ich mit Blick auf 2023 sagen: Das überzeugendste Argument für eine Aufnahme dieses Segments in das Portfolio ist, dass uns wahrscheinlich erneut ein sehr volatiles Jahr bevorsteht. Die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte hoch bleiben. Die makroökonomische Lage ist höchst unsicher, was jedoch durch einige Bewertungsfaktoren kompensiert wird, die günstiger erscheinen.
Zudem denke ich, dass die Welt im Hinblick auf eine Reihe von Faktoren wohl kaum zur Ausgangssituation zurückkehren wird. Die Zentralbanken dürften die Zinsen nicht so stark senken wie vor der Pandemie oder in der Anfangsphase des Covid-Ausbruchs. Sie haben die Chance genutzt, das Zinsniveau wieder nach oben zu korrigieren, und selbst wenn sie wieder zu einer expansiveren Haltung wechseln, ist es unwahrscheinlich, dass wir in eine Welt mit Null- oder Negativzinsen zurückkehren.
Hinsichtlich der Inflationsentwicklung denke ich, dass die nominale Inflation wahrscheinlich auf einem höheren Niveau verharrt, als es in den vergangenen 10 bis 15 Jahren zu verzeichnen war. Es gibt einige Anzeichen dafür, dass der reale Inflationsdruck nachlässt. Dies zeigt sich auch an dem Richtungswechsel, den die Zentralbanken derzeit zu vollziehen scheinen. Aber auch hier rechnen wir nicht mit einer Rückkehr zu einer Phase der strukturellen Deflation, wie sie in den letzten Jahren die Strukturierung unserer Portfolios geprägt hat.
Absolute Rendite (Absolute Return): Die Gesamtrendite eines Portfolios im Gegensatz zu seiner relativen Rendite im Vergleich zu einer Benchmark. Sie wird als Gewinn oder Verlust gemessen und als Prozentsatz des Gesamtwerts eines Portfolios angegeben.
Absolute-Return-Strategie: Absolute-Return-Fonds verfolgen eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, den Anlegern eine positive („absolute“) Rendite zu bieten – unabhängig davon, ob die Märkte steigen oder fallen. Diese positive Rendite ist jedoch nicht garantiert. Absolute-Return-Fonds mit „Long/Short“-Strategien streben an, sowohl durch steigende als auch durch fallende Aktienkurse von Unternehmen Gewinne zu erzielen.
Kostendruckinflation: Diese Form der Inflation tritt auf, wenn die Preise aufgrund der höheren Kosten von Produktionsfaktoren wie Rohstoffen, Arbeit oder Transport steigen. Dadurch kann eine Spirale entstehen, wenn der Preisanstieg höhere Löhne zur Folge hat, was wiederum zu einem geringeren Angebot führen kann, wenn die Unternehmen ihre Kosten senken.
Inflation/Deflation: Inflation ist die Rate, mit der die Preise für Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft steigen. Dagegen bezeichnet Deflation einen Rückgang der Preise für Waren und Dienstleistungen in der gesamten Volkswirtschaft, was in der Regel auf eine Abschwächung der Wirtschaft hindeutet.
Long/Short-Anlagen: Eine Anlagestrategie mit dem Ziel, mit Long-Positionen von Kursgewinnen und mit Short-Positionen von Kursrückgängen zu profitieren. Diese Art von Anlagestrategie hat das Potenzial, unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung Renditen zu erwirtschaften; diese Renditen sind jedoch nicht garantiert.
Long-Position: Eine Anlage in einer Aktie, die in der Erwartung erworben wird, dass sich ihr Wert erhöht.
Rezession: Ein erheblicher, umfassender und anhaltender Rückgang der Wirtschaftsaktivität; nach einer allgemein anerkannten Definition ist dies der Fall, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt.
Short-Position: Eine Strategie, bei der ein Anleger einen seiner Meinung nach überbewerteten Vermögenswert leiht und dann verkauft, mit der Absicht, ihn später bei fallenden Kursen zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen. Wenn das betreffende Wertpapier an Wert verliert, erzielt die Position einen Gewinn. Bestimmte Derivate können dazu verwendet werden, eine Short-Position zu simulieren, ohne sie direkt zu besitzen.
Volatilität: Das Tempo und das Ausmaß von Auf- und Abbewegungen der Preise und Kurse von Portfolios, Wertpapieren und Indizes. Steigen und sinken die Preise stark, ist die Volatilität hoch. Verändern sich die Preise eher langsam und in geringerem Ausmaß, ist die Volatilität geringer.
Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellen keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.
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