In diesem Video erläutert John Bennett, Director of European Equities, die aus seiner Sicht wichtigen Faktoren, auf die man in Zeiten von Marktturbulenzen fokussiert sein sollte, und erklärt, warum es wichtig ist, sich „ans Strickmuster zu halten“.
Zentrale Aussagen:
- Die Erfahrung zählt, und da die COVID-19-Krise der vierte große Markt-Crash in John Bennetts Karriere ist, erläutert er, dass es jetzt wichtig, nicht in Panik zu geraten und sich auf Unternehmen mit ordentlicher finanzieller Ausstattung und soliden Bilanzen zu konzentrieren, und dass trotz der Herausforderungen, vor denen wir jetzt alle stehen, diese Situation vorübergehen wird.
- Due Diligence und der laufende Dialog mit Unternehmen sind für das European Equities Team wichtige Schwerpunkte.
- In diesen Zeiten hoher Marktvolatilität werden so genannte „altmodische“ Faktoren wie Cash-Generierung, Cashflow und geringe Verschuldung zu den gefragtesten Fundamentaldaten von Unternehmen.
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Ich möchte zunächst einmal über etwas sehr Wichtiges sprechen, nämlich das Funktionieren des Teams in dieser Phase – die Zusammenarbeit auf die Distanz. Dass Konnektivität sehr wichtig ist, versteht sich von selbst, und das funktioniert auch sehr gut. Teamkommunikation, Teamkonnektivität sind ganz klar in jedem Unternehmen entscheidend, gerade jetzt, und das funktioniert zu 100 Prozent. Darüber bin ich sehr froh.
Das Team konzentriert sich darauf, mit, man würde wohl sagen, zwei Gruppen zu sprechen. Eine Gruppe sind die Unternehmen, unsere Investments. Worum es in diesen Gesprächen geht, dazu komme ich noch, und wer sich dies hier ansieht oder anhört, wird nicht überrascht sein. Die zweite Gruppe sind unsere Kunden. Ich habe natürlich eine Menge Telefonkonferenzen mit Kunden und dem Team, und das gilt auch für das gesamte Team. Wenn wir mit unseren Unternehmen sprechen, tauschen wir uns anschließend über die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen aus diesen Gesprächen aus. Dass wir mit den Unternehmen sprechen, in denen wir investiert sind, ist natürlich keine Überraschung. Der Ein-Wort-Faktor, der dabei im Mittelpunkt steht, ist Cash. Jedes einzelne Unternehmen auf dieser Welt richtet heute sein Management auf ein und dasselbe aus: Cash. Das Motto lautet sozusagen: „Follow the Cash“, folge dem Bargeld. Wo ist das Bargeld? Wie geht es dem Bargeld? Wie bekommt man Bargeld herein? Wie steht es um Ihre Liquidität? Wie sieht Ihre Bilanz aus? Welche Verpflichtungen haben Sie in der Bilanz? Das alles sind ja keine neuen Fragen, aber es sind Fragen, mit denen man sich verstärkt beschäftigt, wenn man mit den Unternehmen spricht, in die man investiert. Es ist also keine Überraschung, dass wenn das Team zurück ist und wir miteinander reden, miteinander kommunizieren, in den Updates zu den Unternehmen ein Begriff ganz vorne und im Mittelpunkt steht: Cash.
Die Antwort auf die Frage, wie das Team darüber und über andere Dinge kommuniziert, liegt auf der Hand: Das geschieht in unserem täglichen Chat-Room. Wir gehen dort den Tag durch und überwachen unsere Fonds, unsere Aktien, wir schauen uns die Märkte an und überlegen, wie wir reagieren. Das ist das, was wir jeden Tag, den ganzen Tag tun. Aber dann haben wir noch alle zwei Wochen zwei Meetings wie dieses hier. Ein Audio- und ein Video-Meeting, in denen wir alle zusammenkommen. Und dabei wird einfach alles destilliert. Aus meiner Sicht funktioniert also das Team so perfekt, wie es unter diesen Rahmenbedingungen möglich ist. Wichtig ist dabei, dass wir möglichst keinen Trick auslassen. Das heißt wiederum, dass man alle seine Unternehmen immer im Auge behält und seine Due Diligence durchführt, mit ihnen redet. Und die Unternehmen sind momentan sehr, sehr offen für diese Gespräche. Sie wollen verständlicherweise ihre Anleger beruhigen.
Das ist der vierte Crash in meiner Karriere. Jeder Crash ist anders, aber es gibt auch Ähnlichkeiten – eine davon ist das Wort Panik. Man versucht sicherzustellen, dass man nicht selbst in die allgemeine Panik einstimmt, und das ist die Botschaft im ganzen Team. Und ich denke, wir sind auch nicht in Panik geraten. An allererster Stelle steht wieder Cash. Ich denke, eine Sache, die hierbei herauskommen wird, wird sein, dass eine Aufsichtsbehörde, die schon vorher ein Auge auf illiquide Investments in Fonds hatte, ihre Aufmerksamkeit vielleicht verdoppeln wird, noch genauer hinschauen wird. Meiner Einschätzung nach haben wir vielleicht zu viele nicht börsennotierte Unternehmen, z. B. in einem Fonds, der vielleicht scheinbar Liquidität bietet, wie z. B. täglichen Handel, darauf würde ich achten. Ich denke, die Aufsichtsbehörde könnte bei solchen Dingen etwas strenger werden. Es sind schwierige Zeiten, aber es sind gute Zeiten, wenn man in einer liquiden Anlagestrategie ist. Und ich möchte immer in jeder Phase von Panik oder Crash oder Herausforderung sicherstellen, dass unsere Anleger auf ihr Geld zugreifen können, wenn sie das wollen.
Ich war nie ein Fan von hohen Verschuldungsgraden in einem Unternehmen. Und auch hier, wenn man sich damit beschäftigt, angenommen man ist ein Unternehmen und ein operatives Geschäft, ich nehme da mal eines der Unternehmen, in denen wir investiert sind, irgendein Unternehmen. Da will man nicht reingehen, wenn die Verschuldung zu hoch ist, und ein Portfolio, dass sich insgesamt aus Unternehmen mit niedrigen Verschuldungsgraden zusammensetzt, ist für einen Fondsmanager in gewissem Sinne eine vernünftige Positionierung. Das bedeutet nicht, dass wir in irgendeiner Weise selbstzufrieden sind. Überhaupt nicht. Aber das sind einfach die erprobten, altmodischen Dinge, könnte man sagen. Altmodische Faktoren, die meiner Meinung nach nie wirklich verschwinden werden. Sie werden in Bullenmärkten ignoriert, sie werden in Bullenmärkten vielleicht als altmodisch gemieden – ich spreche von Cash-Generierung, Cashflow und niedrigerem Verschuldungsgrad. Aber in Zeiten wie diesen sind es genau diese Faktoren, die man haben will.
Aber genauso ist es, wissen Sie. Wir haben überhaupt keine neuen Namen ins Portfolio aufgenommen. Ich glaube auch nicht, dass wir das im aktuellen Umfeld tun sollten, aber wir sehen bei einigen unserer Namen Panik, extreme Panik, diese Art von zweistelligen Kurseinbrüchen an einem Tag, an zwei Tagen, an drei Tagen, dann sind wir da, wo wir Cash hatten oder die Möglichkeit, Hebel einzusetzen, wir sind bei diesen Namen ziemlich taktisch vorgegangen. Aber auch hier geht es wieder um Taktik, nicht um einen Strategiewechsel.
Kommen wir zu unserem Ausblick. Und wissen Sie, ich denke, jedermann sollte inzwischen gelernt haben, dass kurzfristige Marktprognosen absolut für die Katz sind. Keiner weiß es. Also wird geraten. Also rate ich mal. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Märkte ihre Tiefs noch einmal austesten würden. Ich meine, egal, welchen Index man sich anschaut, Dow oder Europa, sie haben alle fast 35% nachgegeben. Und dann haben sie sich wieder erholt, auf ungefähr minus 20 für das laufende Jahr. Wenn ich sage, es würde mich nicht überraschen, wenn wir diese Tiefstände noch einmal erreichen würden, dann bedeutet das nicht, dass es tatsächlich geschehen wird, aber wenn ich mir einfach das Muster früherer Crashs anschaue, wäre ich gar nicht überrascht.
Und dann werden wir natürlich auch irgendwann durch sein. Das ist leider wie im wahren Leben, und das ist sehr traurig, ein Moment, in dem es ums Überleben geht. Das ist das Wichtigste. Wir alle versuchen, das hier zu überleben. Aus Unternehmenssicht versucht man eben auch, das zu überleben und genug Glück zu haben, dass man durchkommt und überlebt und dass es dann wie nach den vorangegangenen Crashs wieder bergauf geht. Das ist in meinen Augen das, worauf wir uns freuen können. Das hier wird vorübergehen, alle Markt-Crashs gehen vorüber, diese ganze Sache wird vorübergehen. Man darf natürlich nicht die Herausforderungen unterschätzen, vor denen wir alle stehen, vor denen die Behörden stehen, wenn sie die Wirtschaft wieder hochfahren. Ich meine, das war ein kolossaler Control-Alt-Delete für die Weltwirtschaft. Sehr außergewöhnlich. Ich will mich also nicht an der Raterei um eine V-förmige, L-förmige oder U-förmige Erholung beteiligen. Aber wenn man in liquiden Unternehmen investiert ist, in liquiden Unternehmen mit starken Bilanzen und hervorragenden Management-Teams und starken Wettbewerbspositionen, dann glaube ich von ganzem Herzen daran, dass wir das, worin wir gerade stecken und worum sich gerade alles dreht, überwinden werden. Geraten Sie nicht in Panik, auch nicht wegen der Tiefstände an den Aktienmärkten. Stick to the Knitting – bleiben Sie bei Ihrem Strickmuster. Ich habe vorhin schon einige Bemerkungen zum Thema Stricken gemacht. Stricken ist ja an sich schon altmodisch. Aber zufällig feiert es gerade ein Comeback. Ich habe gelesen, dass es gerade einen Run auf Strickwolle gibt, aber vielleicht war das nur in meiner Lokalzeitung. Wie dem auch sei, bleiben Sie bei Ihrem Strickmuster, auch wenn es hinsichtlich des Cashflows altmodisch ist oder als altmodisch gilt. Konzentrieren Sie sich auf den Cashflow. Konzentrieren Sie sich auf die Bilanzen, so kumulieren Sie Wachstum, wenn Sie jedes Mal in Panik geraten, wenn alle in Panik und die Märkte im Keller sind, können Sie für Ihre Anleger kein kumulatives Wachstum erzielen. Sie erzielen es, indem Sie die Nerven behalten und in guten, soliden Unternehmen mit ordentlicher finanzieller Ausstattung und ordentlichen Bilanzen investiert bleiben.