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Überraschende Argumente für Rohstoffe

Überraschende Argumente für Rohstoffe
Tal Lomnitzer, CFA

Tal Lomnitzer, CFA

Senior-Investmentmanager


9. Mai 2022

  Zentrale Erkenntnisse

  • Die Analyse des Teams legt nahe, dass Rohstoffaktien langfristig eine negative Korrelation mit dem breiteren Aktienmarkt aufweisen, jedoch in der Lage sind, bei geringerer Volatilität vergleichbare Renditen zu erzielen.
  • In einem von steigender Inflation gekennzeichneten Umfeld können bestimmte Sektoren wie Bergbau, Verpackungen und Forstwirtschaft eine gute Korrelation mit den Inflationserwartungen aufweisen und profitieren von der Dekarbonisierung.
  • Die Aussichten für Rohstoffunternehmen sind gut. Nachhaltigen Rohstoffunternehmen kommt bei der Unterstützung des Übergangs zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffarmen Wirtschaft eine Schlüsselrolle zu.

Langfristig denken, um natürliche Rohstoffe bestmöglich zu nutzen.

Der globale Rohstoffsektor gilt im Allgemeinen als stark zyklisch und reagiert empfindlich auf das wirtschaftliche Umfeld, was Anleger dazu verleitet, ihren Ein- und Ausstieg auf den Konjunkturzyklus abzustimmen. Das können wir nachvollziehen. Ein falsches Timing kann eine karrierebegrenzende Entscheidung sein, während sich ein richtiges Timing als äußerst lohnend erweisen kann, so dass es nur natürlich ist, auf den kurzfristigen Ausblick für den Zyklus zu fokussieren. Ein kurzsichtiger Fokus kann jedoch dazu führen, dass man die erheblichen Vorteile einer längerfristigen Perspektive verpasst.

Wir ermutigen die Anleger, eine Anlage im Rohstoffsektor auf lange Sicht in Betracht zu ziehen, das heißt, Rohstoffe als Investition zu betrachten und nicht mit ihnen zu spekulieren. Im Gegensatz zu anderen Marktsegmenten haben Rohstoffaktien (d. h. Grundstoffe, Energie und Landwirtschaft) gezeigt, dass sie langfristig negativ mit dem breiteren Aktienmarkt korrelieren können. Dennoch sind sie in der Lage, ähnliche Renditen zu erzielen.

Wesentliche Bausteine

Rohstoffe bilden die wesentlichen und grundlegenden Bausteine der wirtschaftlichen Entwicklung. Während die Nachfrage nach einigen Rohstoffen wie Kohle oder Öl wahrscheinlich stagnieren und zurückgehen wird, wächst die Nachfrage nach anderen und wird voraussichtlich weiter steigen. Die Branche der erneuerbaren Energien benötigt Kupfer, Lithium, Kobalt, Nickel, Eisenerz und Silber. Die Digitalisierung erfordert riesige Serverfarmen und enorme Mengen an Energie. Auf dem Weg in eine digitalisierte, elektrifizierte Zukunft ohne fossile Brennstoffe spielen Rohstoffe eine wesentliche Rolle. Für die Zukunft besteht ein grundlegender und wachsender Bedarf an Energiequellen und Nahrungsmitteln, der nur durch den Rohstoffsektor gedeckt werden kann. In dem Maße, wie sich die Welt entwickelt, steigt auch der Bedarf an verschiedenen Teilen des Rohstoffsektors.

Im Laufe der Zeit von der negativen Korrelation profitieren

Ein Whitepaper von Lucas White und Jeremy Grantham von GMO* aus dem Jahr 2016 zeigt, dass „Rohstoffaktien im Vergleich zum breiten Aktienmarkt eine Diversifizierung bieten und die Diversifizierungsvorteile über längere Zeithorizonte zunehmen“. Wir haben uns vorgenommen, diese Hypothese anhand eines breiteren Datensatzes zu testen, der auch die Landwirtschaft umfasst. Aufbauend auf ihrer Analyse haben wir den US-Markt in seine verschiedenen Sektoren unterteilt und auf der Grundlage von Daten von Februar 1995 bis Februar 2022 Korrelationen zwischen den Sektoren und dem MSCI World Index (dem Markt) über verschiedene rollierende Zeiträume untersucht (siehe Grafik 1).

Wir haben zu diesem Zweck Rohstoffe als einen gleichgewichteten Index aus Bergbau, Energie und Landwirtschaft definiert, der im Wesentlichen dem S&P Global Natural Resources Index entspricht. Die Analyse zeigt, dass die Verknüpfung zwischen Rohstoffaktien, anderen Sektoren und dem Markt kurzfristig hoch ist, längerfristig jedoch drastisch abnimmt. Über einen rollierenden Zehnjahreszeitraum ist die Korrelation zwischen Rohstoffen und dem breiten Markt sogar negativ, während sie für andere Sektoren positiv bleibt und im Laufe der Zeit zunimmt.

*GMO White Paper: An investment only a mother could love: the case for natural resource equities, Lucas White und Jeremy Grantham, September 2016.

Potenziell höhere Rendite bei geringerem Risiko?

Abgesehen von ihrem kontinuierlichen Beitrag zur Schaffung von Wohlstand und Lebensqualität verfügen Rohstoffe über die Eigenschaften einer attraktiven Anlageklasse an sich. Wie bei der Schwerkraft auf dem Gebiet der Physik gibt es auch bei Anlagen bestimmte unveränderliche Gesetze, insbesondere das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite. Unsere Analyse deutet darauf hin, dass durch die Beimischung von Rohstoffen zu einem Aktienportfolio eine ähnliche Rendite erzielt werden kann, allerdings bei geringerem Risiko, gemessen an der Volatilität (Standardabweichung).

In Anlehnung an das Whitepaper von GMO zeigt unsere Analyse historischer Daten aus mehr als 25 Jahren, dass im Vergleich zum Markt die durchschnittliche Zehnjahresrendite eines Portfolios, das zu 75% aus dem MSCI World Index und zu 25% aus Rohstoffen besteht, gestiegen ist, während die Standardabweichung (das Risiko) abgenommen hat. Wenn ein Portfolio aus 90% MSCI World/10% Rohstoffen verwendet wird (siehe Grafik 2), kommt man interessanterweise zum gleichen Ergebnis, das jedoch weniger dramatisch ausfällt. Es überrascht nicht, dass die Kombination dieser Kennzahlen zu einer Sharpe Ratio ein ähnliches Ergebnis liefert.

Schr ödingers Katze

Die Quantenphysik lehrt, dass ein System zwei verschiedene Zustände einnehmen kann. Materie ist sowohl ein Teilchen als auch eine Welle; Rohstoffaktien sind sowohl zyklisch als auch ein wirksamer Portfoliodiversifizierer. In Schrödingers Worten „würde dies nichts Unklares oder Widersprüchliches enthalten“. Die Antwort liegt im Zeitrahmen. Während Rohstoffe kurzfristig an den Konjunkturzyklus gebunden sind, neigen sie über längere Zeiträume dazu, sich nach ihren eigenen Regeln zu entwickeln. Da nicht jeder in Zehn-Jahres-Horizonten denkt, haben wir die Risiko-Ertrags-Analyse über rollierende Fünf-Jahres-Zeiträume unter Verwendung derselben Daten erneut durchgeführt und sind zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass über einen Zeitraum von fünf oder zehn Jahren die Beimischung von Rohstoffen, einschließlich der Landwirtschaft, als Kernbestandteil eines Portfolios wahrscheinlich zu besseren Renditen bei geringerem Risiko führt. Es ist viel einträglicher, am Horizont nach Goldklumpen Ausschau zu halten als auf dem Bürgersteig nach Kleingeld zu suchen.

In einem Umfeld steigender Inflation gewinnt eine Anlage im Rohstoffsektor zudem zusätzlich an Attraktivität. Es hat sich gezeigt, dass Bergbauaktien eine gute Korrelation (positive Beziehung) mit den Inflationserwartungen aufweisen und als reale Anlagemöglichkeit betrachtet werden können, wenn wir uns auf negative Realzinsen zu bewegen. Der Sektor befindet sich nicht in einem technischen Umbruch, sondern profitiert vielmehr von den Umwälzungen im Energie- und Mobilitätssektor: Erneuerbare Energien verbrauchen wesentlich mehr Kupfer und Stahl als fossile Brennstoffe, und Elektrofahrzeuge benötigen viel mehr Kupfer als Verbrennungsmotoren.

Auch die Verpackungs- und Forstwirtschaft weist eine hohe Korrelation mit den Inflationserwartungen auf und profitiert von der Umstellung auf den elektronischen Handel und dem Ersatz von Kunststoffen durch Verpackungen auf Faserbasis. Im Rohstoffsektor gibt es viele Unternehmen, die im Vergleich zum Rest des Marktes in Bezug auf Bilanzstärke, Cashflow-Generierung und Dividenden gut aufgestellt zu sein scheinen. Das Team ist der Ansicht, dass die aktuellen Bewertungen interessant sind und sich eine langfristige Investition durchaus lohnen könnte.

Rohstoffe spielen eine Schlüsselrolle für die Nachhaltigkeit

Wir sind optimistisch, was die Aussichten für Rohstoffunternehmen angeht, die an der Schnittstelle zwischen nachhaltiger Entwicklung und dem Übergang zur Dekarbonisierung stehen. Auch wenn einige Rohstoffsektoren über potenziell hohe ökologische und soziale Auswirkungen in Verbindung mit ihrer Gewinnung, Produktion, Herstellung und ihrem Vertrieb verfügen, glauben wir, dass nachhaltige Rohstoffunternehmen eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung des Übergangs zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffarmen Wirtschaft spielen können. Wir sind der Ansicht, dass Unternehmen, die nachhaltige Praktiken anwenden, am besten auf die Zukunft vorbereitet sind und daher mit größerer Wahrscheinlichkeit interessante, risikobereinigte Renditen erzielen dürften.

Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellen keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.

 

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fonds.

 

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Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Anlageberatung dar.

 

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Glossar

 

 

 

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