Investieren in der KI-Welle: Wie geht es weiter?
In diesem Ausschnitt aus einer Podiumsdiskussion während des jährlichen Asia Investment Summit von Janus Henderson beantworten Portfoliomanager Richard Clode und Simon Kahn, Chief Marketing Officer von Google APAC, Fragen, die für Anleger auf dem Weg in die nächste Phase der KI-Welle von größter Bedeutung sind.
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Zentrale Erkenntnisse:
- Trotz der Marktvolatilität und des Aufstiegs chinesischer Start-ups ist KI nach wie vor eine attraktive Investition. Die laufende KI-Entwicklung verspricht neue Innovationen, die den praktischen Nutzen der neuesten Technologie weiter vorantreiben werden.
- Es ist davon auszugehen, dass sich die Investitionsmöglichkeiten über KI hinaus erweitern, z. B. in Infrastruktur, Spezial-Silizium und Edge-Geräte, die KI nutzen.
- Ein selektiver Ansatz ist entscheidend, um KI-Chancen zu nutzen, da Gewinne erzielt werden müssen, um Aktienbewertungen zu rechtfertigen.
Circle to Search: Eine Funktion, die auf ausgewählten Android-Geräten verfügbar ist und es ermöglicht, alles auf einem Bildschirm mit einer Geste zu suchen, z. B. mit Einkreisen, Tippen, Kritzeln oder Markieren.
Zykliker: Unternehmen, die zyklische Konsumgüter verkaufen, oder Branchen, die sehr empfindlich auf Veränderungen der Konjunktur reagieren.
Full-Stack-Lösung: Umfassender Ansatz zur Softwareentwicklung, der alle Ebenen einer Anwendung oder eines Projekts abdeckt. Dazu gehören sowohl die Front-End- als auch die Back-End-Komponenten sowie alle anderen Schichten, die für die vollständige Funktion der Anwendung erforderlich sind.
Hyperscaler : Unternehmen, die Infrastruktur für Cloud-, Netzwerk- und Internetdienste in großem Umfang bereitstellen. Beispiele sind Google Cloud, Microsoft Azure, Facebook Infrastructure, Alibaba Cloud und Amazon Web Services.
Open Source: Software-Code, der öffentlich zugänglich ist, d.h. in Bezug auf Anzeige, Änderung und Verbreitung.
KG-Verhältnis: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine beliebte Kennzahl, um die Aktien eines Unternehmens mit anderen Aktien oder einem Benchmark-Index zu vergleichen. Das KGV wird ermittelt, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie dividiert wird. Der KGV wird ermittelt, indem der aktuelle Aktienkurs (K) durch den Gewinn pro Aktie (G) dividiert wird.
Ist KI angesichts der Marktvolatilität, die mit KI-Unternehmen und chinesischen Start-ups, die den Westen herausfordern, verbunden ist, immer noch ein attraktiver Anlageraum?
Richard Clode: Ich denke, DeepSeek hat es geschafft, den wenig überzeugenden Narrativ ab absurdum zu führen, dass China keinen Platz in der KI-Welt habe. Natürlich spielt China hier eine Rolle.
Aber ich denke auch, dass einige der Erkenntnisse wieder einmal falsch interpretiert wurden. Ich denke, dass die wichtigste Erkenntnis darin besteht, dass das Open-Source-Ökosystem ein gewaltiger Schritt nach vorne ist. Und wenn Ihr Geschäftsmodell darin besteht, proprietäre KI-Modelle zu entwickeln und dann zu versuchen, dafür Gebühren zu erheben, viel Glück dabei. Eine weitere Erkenntnis ist, dass viele dieser Konzepte bereits auf dem Markt sind.
Also, nochmals: Ich denke, DeepSeek hat großartige Arbeit geleistet, indem es vieles davon zusammengebracht hat. Aber ich denke, es hat verdeutlicht, dass es vor allem beim Automated Reasoning eine Filtertechnik gibt, eine Mischung aus Anlageexperten-Techniken. Es sind viele Dinge, die dazu beitragen werden, die Innovation dieser Technologie voranzutreiben und sie letztendlich uns zugänglich zu machen.
Ich denke also, dass wir noch am Anfang der Innovationskurve stehen. Die Innovationen wie DeepSeek werden nicht überraschen. Wir werden noch viel mehr von ihnen sehen. Und das ist etwas Gutes. Dies wird diese Technologie dorthin bringen, wo wir sie haben wollen, und das zu Kosten, die wir brauchen.
Wie bleibt Google wettbewerbsfähig, insbesondere angesichts der Tatsache, dass kleinere Unternehmen gleichermaßen in der Lage sind, Innovationen hervorzubringen?
Simon Kahn: Dies ist ein unglaublicher Innovationszyklus. Anstatt also über das kurzfristige Rennen nachzudenken oder den Kampf zwischen dem einen oder anderen Unternehmen oder einem Land oder einem anderen Land, wenn man es breit und über einen längeren Zeitraum betrachtet, ist das Ausmaß an Innovation, das in diesem Bereich stattfindet, einfach beispiellos, und wir alle profitieren davon.
Bei der Arbeit, die die großen Technologieunternehmen aus den Vereinigten Staaten leisten, werden wir auf jeden Fall von den Techniken lernen, die DeepSeek in der Lage ist umzusetzen. Und wir werden weiter wachsen. Wir werden zudem erleben, dass es, wie ich meinen Teams schon oft gesagt habe, Unternehmen im Wert von 2 Billionen US-Dollar geben wird, die gerade jetzt entstehen, während wir sprechen. Wir wissen nicht, wer diese 2 Billionen US-Dollar schweren Unternehmen sein werden, aber sie werden aufgrund der Innovation, die in diesem Bereich stattfindet, entstehen. Ich denke, in Bezug auf große Technologieunternehmen ist eines der Dinge, die wir achten, ob es ein Full-Stack-Provider ist. Und die Möglichkeit, in all diesen Levels zu spielen, gibt uns die Möglichkeit, wirklich bahnbrechende Chips zu bauen, sicherzustellen, dass unsere Modelle immer noch an der Grenze sind, und uns dann in das Reasoning und komplexe Wissensarbeit einzuklinken, die der nächsten Welle zugrunde liegt, wie über KI gedacht wird.
Und weil man die Reichweite und die Vertriebswege zu Kunden auf der ganzen Welt hat, gibt es uns und anderen großen Technologieunternehmen die Möglichkeit, die Partnerschaften mit ihren Kunden weiter zu vertiefen.
Worauf freuen Sie sich als Spezialist für den Technologiesektor am meisten, wenn Sie über die Zukunft der KI nachdenken?
Richard Clode: Nun, ich denke, dass sich die Chancen aus Anlegersicht erweitern werden. Wenn man darüber nachdenkt, in eine neue Technologie zu investieren, denken viele Endkunden daran, einfach irgendetwas zu kaufen, was mit KI zu tun hat.
Aber ich denke, man muss schrittweise in diese Investments gehen, denn letztendlich muss man das G für das K [in Bezug auf das KGV] liefern, denn ohne das G steigt nur das K. Es gibt also keine Grundlage. Es ist nur heiße Luft. Und schließlich kann heiße Luft auch aus dem Ballon entweichen. In den letzten zwei Jahren ist leider all das G nach und nach an nur ein Unternehmen gegangen. Und was nun passieren muss, ist, dass dieses G beginnt, sich auszubreiten. Ich denke, das wird in den nächsten Jahren passieren. Ich denke, dass es im Infrastrukturbereich immer noch Möglichkeiten gibt. Im Bereich der kundenspezifischen Chips hat Google den Weg gewiesen. Aber ich denke, wir werden das bei jedem Hyperscaler weltweit sehen.
Nach meiner Meinung werden wir letztendlich Hochleistungsgeräte haben, die in der Lage sind, Gemini oder Apple Intelligence oder Microsoft Copilot oder einige dieser Systeme voll zu nutzen. Auch hier müssen wir also alle unsere Geräte aufrüsten. Dies wird uns die Tür öffnen für neue Technologien und Innovationen, die dies leisten.
Und letztendlich wird alles aus der Cloud bereitgestellt. Hier dreht sich alles um die Erstellung von Token. Alle diese Token werden wahrscheinlich irgendwo in der Cloud erstellt. Und auch das schafft Möglichkeiten auf der Cloud-Seite, in die wir investieren können. In den nächsten Jahren werden sich zahlreiche Anlagemöglichkeiten bieten.
Welche bedeutenden transformativen KI-Anwendungsfälle werden wir wahrscheinlich sehen?
Simon Kahn: Nun, ich denke immer noch, dass es eine riesige Anlagechance im Hinblick auf Produktivitätssteigerungen gibt. Das ist der erste Punkt. Das ist der Einstiegspunkt, den jeder kennt und über den jeder spricht. Wir haben gesehen, dass wir quer durch die Bank, sogar im Hinblick auf die Arbeit, die mein Marketingteam leistet, die Erstellung von Werbekampagnen um zwei Drittel reduziert haben, indem wir einfach simple KI-Tools bei der Erstellung von Marketing-Briefs eingesetzt, dies kopiert und dann mit Agenturen zusammengearbeitet haben. Zum Beispiel, wie in Indien, haben wir etwa 2,5 Stunden eines Live-Streams in Zehn-Sekunden-Anzeigen umgewandelt, 100 Zehn-Sekunden-Anzeigen. Das haben wir in etwa 12 Stunden geschafft. Es war ein unglaublicher Schritt, so schnell agieren zu können. Dafür hätten wir normalerweise bestenfalls mehrere Wochen mit einer Agentur gebraucht, um diese digitalen Social Ads zu erstellen. Das ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir erleben, vor allem in unseren Gesprächen mit Kunden, die den Kundenservice im Fokus haben. Sie halten nach besseren Risikoanalysen Ausschau. Sie suchen nach all den verschiedenen Möglichkeiten, wie sie diese Intelligenz in ihre Arbeitsabläufe integrieren können, um sie schneller zu machen. Ich denke, vom Standpunkt der Verbraucher aus, wie offensichtlich bei Hausaufgaben, bietet dies enorme Nutzungsmöglichkeiten für jegliche Produkte, die auf generativer KI basieren. Und Sie sehen, die Schüler machen einige wirklich interessante Dinge.
Wir arbeiten jetzt viel mit Pädagogen zusammen, damit sie verstehen, wie sie Gemini am besten in ihren Klassen einsetzen können. Es ist wie früher mit den Taschenrechnern. Jeder nutzt generative KI. Darauf muss man sich einstellen. Aber ich denke, dass man noch viel mehr davon sehen wird. Wir sprechen viel über generative KI, aber KI gibt es schon eine ganze Weile.
Wenn Sie sich also Dinge wie Circle to Search oder die Art und Weise ansehen, wie wir Informationen erstellen, zum Beispiel für Suchergebnisse, dann ist das alles KI-gestützt. Daher gehe ich davon aus, dass wir immer mehr davon im täglichen Leben sehen werden. Und es wird ein bisschen wie Elektrizität sein. Man wird nicht wirklich darüber nachdenken oder sich darum kümmern. Man profitiert einfach von einer besseren Nutzungserfahrung bei Produkten.
Was sind einige neue und aufregende Innovationen, die Google derzeit außerhalb der grundlegenden KI entwickelt?
Simon Kahn: Ich denke, dass die Robotik ein wirklich interessanter Bereich sein wird. Und China leistet unglaubliche Arbeit bei der Robotik, interessante humanoide Robotik in großem Maßstab, zu einem sehr niedrigen Preis. Das ist ein faszinierender Bereich. Und ich denke, dass eine Reihe verschiedener Technologieunternehmen, große und kleine, in diesen Bereich einsteigen werden.
Denken Sie an die alternde Gesellschaft in so vielen Teilen der Welt. Das ist die Chance. Die Robotik wird zu einer wirklich interessanten Chance. Der andere Anwendungsbereich, an den die meisten Leute denken, sind - zumindest für uns - selbstfahrende Autos. Und Waymo legte in den letzten Monaten wirklich einen Höhenflug hin. Wir sind jetzt, glaube ich, in 96 Städten in den Vereinigten Staaten. Wir haben gerade angekündigt, dass wir in Tokio testen werden. Und wissen Sie, Sie sehen hier eine Art J-Kurve. Wir haben lange Zeit in San Francisco und Phoenix getestet, und jetzt ist die Akzeptanzrate gestiegen, und die Städte fühlen sich damit immer wohler. Es beschleunigt sich. Und das ist eine große Chance, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und natürlich eine transformative Technologie für eine Reihe verschiedener Märkte bereitzustellen.
Der letzte Punkt, würde ich sagen, der eher mit KI zu tun hat, ist das Quantencomputing. Und das ist ein Bereich, mit dem wir uns seit Jahren beschäftigen. Sie kennen die jüngste Ankündigung von Microsoft. Es ist also ein weiterer Bereich, in dem es nicht nur drei Jahre dauern wird. Es wird wahrscheinlich noch zehn Jahre dauern, bis wir echte Anwendungen dafür sehen. Aber das wird natürlich ein großer Gamechanger sein.
Was denken Sie über Investitionen in den Technologiebereich jetzt und im kommenden Jahr?
Richard Clode: Ich denke, es gibt unterschiedliche Bereiche. Ich meine, man kommt nicht um KI herum. Aber ich denke, innerhalb der KI muss man selektiv vorgehen, man muss auf der Infrastrukturseite noch selektiver sein, wenn man bedenkt, wohin die Investitionsausgaben geflossen sind. Man muss sich ein wenig mehr auf den Bereitstellungsmechanismus der KI konzentrieren, d. h. auf die Cloud-Plattformen, und dann einige dieser Möglichkeiten auf der Software- und Anwendungsseite in den Blick nehmen.
Es wird eine ganze Reihe neuer Börsengänge (IPOs) geben. Man muss aber darüber hinaus denken. Ich meine, in vielen Bereichen, auf der zyklischen Seite haben sich die Aktien im letzten Jahr unterdurchschnittlich entwickelt, während KI-Halbleiter phänomenal gut abgeschnitten haben. NVIDIA hat sich unglaublich gut geschlagen. Aber eigentlich war alles andere schrecklich.
Wir glauben, dass es dort einige hervorragende Möglichkeiten gibt, da die Industrie ein wenig zurückkommt, und vielleicht ein wenig unterstützt durch den Robotikbereich in China. Der Automobilbereich lief schrecklich. Aber auch das könnte sich verbessern. Und dann gibt es noch eine Menge spezieller Spiele, Dinge, die wir jeden Tag benutzen, ich meine, einige der besten Tech-Aktien seit Jahresbeginn waren Spotify, Netflix und Uber.
Auch hier bieten sich viele Möglichkeiten, die weit über KI hinausgehen. Und auch hier ist der gemeinsame Faktor, dass diese Unternehmen viel mehr Gewinn machen werden, als der Markt erwartet.