Q&A: Mid Cap-Perspektiven zu Marktvolatilität, Zöllen und KI
Mid Cap-Portfoliomanager Brian Demain gibt seine Ansichten sich zu Volatilität, Handelspolitik und Anlagemöglichkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI).

5 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Wir glauben, dass Unternehmen mit hohen Bruttomargen, umfassendem geistigen Eigentum und starker Preissetzungsmacht im heutigen unsicheren Umfeld besser vor den Auswirkungen von Zöllen und Marktvolatilität geschützt sein könnten als Unternehmen, die vom verarbeitenden Gewerbe abhängig sind.
- Uns kommen gemischte Antworten in Bezug auf Notfallpläne zu Ohren. Einige Unternehmen passen sich an die Zölle an, indem sie die einfacheren und schnell vornehmbaren Lösungen umsetzen, während andere angesichts des unsicheren Umfelds größere Kapitalinvestitionsentscheidungen aufschieben.
- Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie ein schwieriges Umfeld nutzen werden, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken, Marktanteile zu gewinnen und die Chancen eines Abschwungs zu nutzen. Umgekehrt sind wir beim Engagement in überbewerteten defensiven Wachstumsaktien und noch nicht bewährten Technologieaktien vorsichtig.
Wie steuern Sie angesichts der Marktvolatilität die Risiken, insbesondere angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Bezug auf Zölle und Wirtschaftswachstum?
Kein Portfolio ist immun gegen Volatilität, aber wir haben festgestellt, dass der Fokus auf hochwertige Unternehmen in diesem Umfeld zu einem effektiven Risikomanagement beitragen kann. Unser Ansatz konzentriert sich auf die Fundamentalanalyse und nicht auf den Versuch, politische oder wirtschaftliche Veränderungen vorherzusagen. Wir bevorzugen Unternehmen mit nachhaltigem Gewinnwachstum, qualitativ hochwertigen Bilanzen und erfahrenen Managementteams.
Das bedeutet nicht, dass diese Unternehmen von Abschwüngen verschont bleiben, aber wir wollen Unternehmen halten, die ein schwieriges Umfeld nutzen, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken, Marktanteile zu gewinnen und die Chancen eines Abschwungs zu nutzen. Wir gehen bei der Vermeidung von Anlagen, bei denen die Bewertungen nicht vollständig durch das erwartete Gewinnwachstum gestützt werden, weiterhin diszipliniert vor.
Wir führen bei unseren Modellen Stresstests in Bezug auf Auswirkungen der Zölle und Abschwünge durch, verfolgen dabei allerdings stets das Ziel, zu bedenken, wo eine Aktie in drei bis fünf Jahren stehen dürfte, nicht in sechs Monaten. Wir wollen die kurzfristigen Auswirkungen auf die Gewinne nicht überbewerten, es sei denn, wir glauben, dass sie sich auf die längerfristige Gewinnfähigkeit auswirken werden, z. B. bei hoch verschuldeten Unternehmen, die möglicherweise defensiv vorgehen müssen.
Wie bewerten Sie die Unternehmen angesichts der potenziellen Auswirkungen der Zölle auf ihre Rentabilität?
Zunächst betrachten wir die Bruttomargen und die Preissetzungsmacht. Als Wachstumsinvestoren führt uns unser Ansatz auf ganz natürliche Weise zu Unternehmen mit höheren Bruttomargen, was uns vor Zollkosten schützt. So macht beispielsweise die Technologie etwa 25% der Russell Midcap Growth Benchmark aus. Softwareunternehmen weisen Bruttomargen von 80% auf und importieren keine Waren, so dass die Zölle praktisch keine Auswirkungen auf sie haben.
In anderen Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der Industrie liegen die Bruttomargen zwar nicht bei 80% und es können einige Rohstoffe zum Tragen kommen, aber der Großteil des Mehrwerts stammt vom geistigen Eigentum. Der Anteil der Rohstoffe an den Kosten ist nicht umfassend, so dass sie diese Herausforderungen mit relativ niedrigen Auswirkungen bewältigen können.
Die Preissetzungsmacht ist ebenso wichtig: Wenn ein Unternehmen zunehmende Kosten an die Kunden weitergeben kann, werden sie die Auswirkungen nicht so stark spüren. Aber Unternehmen, die festen Preisen oder Preisdruck unterliegen, könnten mit einer ganz anderen Situation konfrontiert sein.
Was hören Sie von Unternehmen darüber, wie sie sich anpassen?
Wir arbeiten mit Unternehmen zusammen, die von Zöllen betroffen sind. So wollen wir ihre Notfallpläne verstehen. Es ist noch früh, aber wir hören verschiedene Antworten. Viele Unternehmen setzen die einfacheren und schnell vornehmbaren Lösungen um, auch wenn dies mit Kostendruck verbunden ist.
Ein Beispiel: Ein Unternehmen, das kürzlich Gewinne gemeldet hat, verkauft Produkte aus den USA nach China, verfügt aber über eine Produktionsstätte in Taiwan. Sie fahren die Kapazität dieser Anlage hoch, obwohl es etwa ein Quartal dauern wird, bis die gewünschte Kapazität erreicht ist. Interessanterweise ist dies ein Schritt, den sie auch dann machen würden, wenn die Zölle gesenkt würden. In einem anderen Beispiel verlagerte ein Produkthersteller bestimmte Prozesse von Kanada in den US-Bundesstaat Tennessee, um potenzielle Zölle zu umgehen.
Umgekehrt sehen wir, dass einige Unternehmen angesichts des unsicheren Umfelds größere Kapitalinvestitionsentscheidungen aufschieben. Es gibt auch einige direkt betroffene Unternehmen, die versuchen herauszufinden, wie sie sich anpassen können.
Wie beurteilen Sie die aktuellen Bewertungen von Mid Cap-Wachstumstiteln?
Trotz der Volatilität im bisherigen Jahresverlauf gibt es nach wie vor viele Unternehmen, deren Bewertungen nicht mit ihren Fundamentaldaten übereinstimmen. Wir haben eine breitere Marktkorrektur erlebt, aber es gibt immer noch spekulative Titel in Teilen des Mid Cap-Universums, die sich gut entwickelt haben. Dies zeigt sich besonders deutlich in bestimmten Softwarebereichen und bei sogenannten „defensiven Wachstumsunternehmen“ – Unternehmen mit moderatem Wachstum, die außergewöhnlich hohen Bewertungskennzahlen gehandelt werden, weil sie defensive Eigenschaften aufweisen, die der Markt weiterhin sehr schätzt.
Allerdings hat die Korrektur Chancen geschaffen. Wir positionieren uns selektiv in höherwertigen Titeln neu, bei denen die Bewertungen besser den Fundamentaldaten entsprechen. Wir bleiben jedoch zugleich vorsichtig in Bereichen, in denen die Neubewertung des Marktes noch nicht vollständig stattgefunden hat.
Russell Midcap Growth Index Forward Kurs-Gewinn-Verhältnis
05.05.2024 – 05.05.2025
Quelle: Bloomberg, Stand: 5. Mai 2025. Forward KGV basierend auf gemischten erwarteten 12-Monats-Schätzungen.
Die KI hat im Jahr 2025 bisher für erhebliche Marktbewegungen gesorgt. Wie sieht Ihr Ausblick angesichts der jüngsten Stimmungsumschwünge aus?
Wir sehen eine Neukalibrierung der Markterwartungen in Bezug auf die KI. Im Großen und Ganzen hat sich die Marktstimmung von überwiegend optimistisch zu einer nuancierteren Haltung geändert, wobei sich die Anleger fragen, wie es mit der KI weitergeht.
Die jüngsten Entwicklungen – von den Fortschritten bei DeepSeek bis hin zu Microsoft, das eine mögliche Verlangsamung der Ausgaben signalisiert – deuten darauf hin, dass die Frontier-Modelle der KI ein Plateau erreichen könnten. Diese sich verändernde Landschaft stellt eine erhebliche Verschiebung der Marktdynamik dar und könnte auch in Zukunft weiter für Volatilität sorgen. Und diese Volatilität wird nicht auf die „Magnificent 7“-Aktien beschränkt sein, da die KI ein wichtiger Treiber für Energie-, Komponenten- und Software-as-a-Service-Unternehmen ist.
Aber es ist wichtig, den Durchblick zu behalten. Wir glauben, dass die KI nach wie vor eine echte Innovation mit bedeutenden Auswirkungen auf Produktivität und Geschäftsmodelle darstellt. Anders als bei der Internetblase haben die Unternehmen, die die KI-Entwicklung finanzieren, dies in erster Linie durch den operativen Cashflow und nicht durch Schulden getan. Diese Unternehmen haben Gewinne erwirtschaftet, ohne bilanzielle Probleme zu verursachen.
Nach einer Phase schneller Investitionen erleben wir eine unvermeidliche Verlangsamung der Wachstumsraten, da der Markt auf Beweise für Renditen und erfolgreiche kommerzielle Anwendungen wartet.
Im Mid Cap-Bereich bevorzugen wir Unternehmen mit klaren Monetarisierungspfaden gegenüber spekulativen Titeln die zu untragbaren Bewertungen gehandelt werden. Und da sich die Technologie über die größten Akteure hinaus weiterentwickelt, glauben wir, dass einige Mid Cap-Unternehmen die „nächste Welle“ der KI-Chancen darstellen.
Der Russell Midcap® Growth Index bildet die Performance von US-Aktien mit mittlerer Kapitalisierung („Mid Caps“), höheren Kurs-Buchwert-Verhältnissen und einem höheren prognostizierten Wachstum ab.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) misst den Aktienkurs im Vergleich zum Gewinn je Aktie für einen oder mehrere Portfoliotitel.
Die Volatilität misst das Risiko anhand der Streuung der Renditen für eine bestimmte Anlage.
WICHTIGE INFORMATIONEN
Beteiligungspapiere unterliegen Risiken, einschließlich des Marktrisikos. Die Renditen schwanken in Abhängigkeit von Emittenten sowie von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
Technologiebranchen können erheblich von der Veralterung bestehender Technologien, kurzen Produktzyklen, sinkenden Preisen und Gewinnen, dem Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer und der allgemeinen Wirtschaftslage betroffen sein. Ein konzentriertes Investment in einer einzelnen Branche kann stärkeren Wertschwankungen unterliegen als dies bei weniger konzentrierten Anlagen und am Gesamtmarkt der Fall ist.
Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellt keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fonds.
Der Wert einer Anlage und die Einkünfte aus ihr können steigen oder fallen. Es kann daher sein, dass Sie nicht die gesamte investierte Summe zurückerhalten.
Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Anlageberatung dar.
Es gibt keine Garantie dafür, dass sich vergangene Trends fortsetzen oder Prognosen eintreten.
Marketing-Anzeige.