
Michael Keough und Tim Winstone, Portfoliomanager für Anleihen, erläutern:
„Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Nettoverschuldung der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten gestiegen ist. Mehr als die Hälfte des Schuldenanstiegs war auf Übernahmen zurückzuführen, insbesondere im Pharmasektor. Einige Unternehmen nahmen dagegen Schulden auf, um Ausschüttungen an ihre Aktionäre vornehmen zu können. Zum Teil ist der Anstieg der Nettoverschuldung allerdings auch auf ein stärkeres Wachstum zurückzuführen: Die Automobilunternehmen benötigen mehr Betriebskapital, um die steigenden Umsätze zu finanzieren. Indessen wurde die Nettoverschuldung im Technologiesektor aktiv reduziert, da die Bargeldbestände stiegen.
Der drastische Anstieg der Zinsaufwendungen der Unternehmen im vergangenen Jahr kennzeichnet einen grundlegenden Wandel in den Unternehmensfinanzen. Dieser Trend ist überall erkennbar, doch es darf nicht vergessen werden, dass die Schuldendienstkosten der Unternehmen während dieses Prozesses der Zinsnormalisierung von einem historisch niedrigen Niveau aus ansteigen. Doch selbst wenn die Leitzinsen der Notenbanken in diesem Jahr zu sinken beginnen – und diese Entwicklung hat offenbar bereits eingesetzt –, dürfte die Zinsbelastung vorerst weiter steigen, da bestehende Schulden fällig werden und zu höheren Zinsen refinanziert werden müssen.
Insgesamt verkraften die Unternehmen diese höheren Zinskosten relativ problemlos. Allerdings sind die Auswirkungen für kleinere Firmen, die häufig vor umfangreichen Refinanzierungen stehen, schwerwiegender als für Großunternehmen, deren Schulden in der Regel unterschiedliche Laufzeiten haben und die sich deshalb nur allmählich auf eine höhere Zinsbelastung umstellen müssen.
An den Anleihemärkten haben sich unserer Meinung nach die Spreads für einige risikoreichere Emittenten und einige Anleihen mit längeren Laufzeiten zu stark verengt. Mit Blick auf das kommende Jahr sind wir jedoch optimistisch, da die Volkswirtschaften die höheren Zinsen gut verkraftet haben und ihnen eine relativ sanfte Landung zu gelingen scheint. Im Zinszyklus hat die Phase der Abwärtsbewegung begonnen, und wir sind überzeugt, dass sich Anleihen bei sinkenden Renditen gut entwickeln können, was zu höheren Kapitalrenditen für die Anleger führt.“
Cashflow: Der Nettosaldo der in einem bestimmten Zeitraum in einem Unternehmen ein- und ausgehenden Barmittel.
Verschuldungsgrad: Das Verhältnis der Schulden (Fremdfinanzierung) in der Bilanz eines Unternehmens zu dem von den Aktionären bereitgestellten Eigenkapital.
Alle Zahlen stammen aus dem Janus Henderson Corporate Debt Index – Fünfte Ausgabe
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